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Trotz Corona gesund

Industriegemeinschaft Münster zur aktuellen Lage

Viele kennen Münster als Verwaltungs- und Uni-Stadt – doch die westfälische Metropole hat auch eine starke Industrie. Wie die heimischen Betriebe von der Corona-Pandemie getroffen wurden, erklären Detlef Isermann und Jens Röttgering. Die beiden Sprecher der Industriegemeinschaft Münster geben außerdem einen Ausblick auf den Ausbildungsmarkt.

Manche Unternehmen haben durch Corona mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. „Das ist aber stark unterschiedlich und kommt auf die Branche an“, sagt Detlef Isermann, geschäftsführender Gesellschafter von Dermasence. Ein wichtiger Aspekt sind in diesem Zusammenhang offene Verkaufskanäle. „Wenn diese für Industrie und Zulieferer nicht funktionieren, ist das die größte Katastrophe.“

Gewinner dagegen sind die Digital-Branche und diejenigen, die über digitale Absatzmärkte verfügen.

Dem stimmt auch Jens Röttgering, Inhaber und Chairman von Hengst Filtration, zu und nennt den eigenen Betrieb als Beispiel. Auf der einen Seite ist die Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie natürlich von der Corona-Krise betroffen. Auf der anderen Seite aber wird das Geschäftsfeld der Industriefiltration von dem Thema „saubere Raumluft“ stark befeuert. Mit der Maskenproduktion vor Ort hat das münsterische Unternehmen eine schnelle Antwort gefunden. „Darüber hinaus haben wir mittel- und langfristige Antworten in der Pipeline. Insgesamt sind wir mit unserem breit aufgestellten Spektrum Gewinner und Verlierer zugleich.“

Die beiden Sprecher der Industriegemeinschaft sind sich sicher, dass die aktuelle Lage neue Chancen bietet. Stichwort: Agilität. Arbeitsformen und Absatzkanäle gilt es, zu hinterfragen; der Digitalisierungsprozess und das Produktionsspektrum gehören auf den Prüfstand, zählt Röttgering auf. „Es ist eine schöne Zeit, um zu sehen, wie schnell wir reagieren können“, ergänzt er. Und Isermann fügt hinzu, dass eine Anpassung in der Industrie laufend gemeistert werden muss.

Münster verfügt über gesunde Unternehmen. Dementsprechend gut sieht es auf dem Ausbildungsmarkt aus. „Dort haben wir keine großen Veränderungen“, erklärt Isermann. Bei Dermasence wurde gerade erst der zweite Azubi als Kaufmann im E-Commerce eingestellt. „Das passt in die Zeit.“ Ähnliches kann Röttgering für die Firma Hengst berichten, die zum 1. August 14 neue Azubis an den Standorten Münster und Nordwalde eingestellt hat – auf Vorjahresniveau. Mit Blick auf den Fachkräftemangel sagt er: „Wir brauchen qualifizierten Nachwuchs, alles andere wäre zu kurzfristig gedacht.“ Die beiden Sprecher sehen in der Industrie „gute Zukunftsperspektiven“.

Etwas schwieriger war während des Lockdowns das Zusammenkommen von Schülern und Unternehmen. So konnte dieses Jahr kein Aktionstag Ausbildung stattfinden. Die Bewerbungsphase lief im Internet. Auf der Homepage der Industriegemeinschaft Münster gibt es den „Berufsfinder“, in dem alle freien Stellen veröffentlicht werden.

Die Industriegemeinschaft blickt positiv in die Zukunft. Der Standort Münster sei mit seiner Nähe zur Uni und FH gut. Aufgabe der Industrie sei es, das dortige Wissen in vermarktbare Produkte zu transformieren. In diesem Sinne spielt die Industrie eine starke Rolle als Arbeitgeber in der Region. Problematisch dagegen sind langwierige Baugenehmigungsverfahren, bezahlbarer Wohnraum für die Mitarbeiter und die Mobilität. „Da werden Konzepte erarbeitet, auf die wir gespannt sind“, betonen beide abschließend.